Divine Mirage

Von Laura Tilstra

Das allgegenwärtige Streben nach einem gesunden, schlanken und vor allem schönen Körper, führt uns durch Globalisierung und wachsende Digitalität zum aktuell steigenden Drang nach Körperoptimierung. 
Der blinde und allumfassende Glaube an die Macht der Schönheit, die mit sozialem Ansehen einhergeht, gleicht einer Sinnessuche und dem Streben nach Erlösung mit Erreichen des perfekten Äußeren. Das mitunter tiefgreifende Leiden, dass sich in Schönheitswahn, Körperbild- und Essstörungen niederschlägt, bildet eine Symbiose zu einer Religion. 
Parallelen zwischen aktuellem weiblichen Schönheitskult und religiösen Riten und Bräuchen werden in einer Schein-heiligen Stätte veranschaulicht. 
Das Badezimmer, Ort der intensiveren Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, wird durch einen gotischen Flügelaltar in Form von Spiegelschränken und Schönheitsprodukten angedeutet. 
Das Huldigen des perfekten Körpers als ein puppenhaft künstlicher, wird durch die Bewegung des Niederkniens interaktiv veranschaulicht und unterstreicht dabei die Macht der rituellen Handlung. 
Die Schönheit im Inneren des Schreins wird durch eine Fusion aus Puppenhaftem und grausam wirkenden Produkten heutiger Schönheitsoptimierung im Stil eines Kuriositätenkabinetts unterbrochen.
Durch eine Vielzahl an Spiegelflächen und Türen, die ein selbst steuerbares Spiegelkabinett formen, wird auf die Reflexion mit dem eigenen Körper eingegangen und vermittelt durch die Symbolkraft der eingesetzten Mittel die freiwillige Unterwerfung der Schönheitsindustrie, die aus den unterbewussten Sehnsüchten ihrer Kunden Profit schlägt.
Der Betrachter soll die in der westlichen Kultur ausgeprägtere Verlagerung der Aufmerksamkeit von geistigen zu materiellen Werten greifen können und sich der vehement prägenden Faktoren schöner Körperbilder sowie eigener konditionierten Schönheitsritualen bewusst werden.