Szenografische Intervention der Fachhochschule Dortmund
12.-16.07.2016 auf dem Friedensplatz
Studierende des Master Szenografie und Kommunikation
Szenografie ist, gerade in Dortmund, allgegenwärtig. Wir, Studierende der Fachhochschule
Dortmund des Masterstudiengangs Szenografie und Kommunikation, haben es uns zur Aufgabe
gemacht, den öffentlichen Stadtraum Dortmunds für kurze Zeit mit einer Intervention zu bespielen.
In dem Kurs „Szenografie goes to Dortmund“, welcher von Sabine Hartmannshenn geleitet wird,
wurde das Thema und ein Projektrahmen diskutiert und zu einem Konzept ausgearbeitet.
Die Stadt Dortmund ist in den letzten Monaten, wie so viele Städte und Gemeinden, Zufluchtsort
für eine große Anzahl von Menschen geworden. Die Flüchtlinge finden hier einen Ort, an dem sie
zur Ruhe kommen und Frieden finden sollten. Doch um uns herum scheint der Bereich, in dem wir
und die Flüchtlinge sich sicher fühlen sollten, zunehmend kleiner zu werden. Seit Ende des Jahres
2015 häufen sich die Ereignisse. Bedrohliche Vorfälle rücken näher an uns heran und berühren
bereits unsere „Komfortzonen“. Uns alle, die wir hier leben und die, die zu uns flüchten, verbindet
ein Anliegen, das wir gemeinsam aufrechterhalten sollten: Die Erhaltung des Friedens und der
Freiheit. Über sechzig Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges haben wir in Deutschland die Aufgabe,
uns mit besonderem Engagement und Besonnenheit dafür einzusetzen, dass wir weiterhin unter
diesen guten Bedingungen leben können. Doch wie sicher ist der Frieden eigentlich noch? Ist es
nicht ein Widerspruch an sich, mit Waffengewalt für den Frieden zu kämpfen?
Diesen Fragen möchten wir im Rahmen unserer Intervention nachgehen. Wir fordern mehr Aufmerksamkeit
für den Frieden und mehr Verantwortung zu seiner Erhaltung! Schließlich ist dies
für uns Menschen die einzige Bedingung, unter der wir leben wollen und können! Der Frieden erscheint
jedoch als eine permanente Baustelle. Und dieses Bild „Baustelle“ ist Gegenstand unserer
Aktion. Der Frieden wird realiter umzäunt und es wird daran gearbeitet. Die Metapher „Baustelle“
gibt den Interpretationsspielraum frei, inwieweit der bestehende Frieden restauriert, der zerstörte
Frieden wiederaufgebaut oder der Frieden abgerissen und wegtransportiert wird.
Ein passender Ort für die Aktion mit dem Arbeitstitel „Wir arbeiten dran“ ist der Friedensplatz in
Dortmund, auf dem die Friedenssäule steht, die wir einrüsten wollen. Die Friedenssäule ist ein
Denkmal für den Frieden, an den wir uns permanent erinnern. Eine „Baustelle“ um sie herum,
bedeutet für uns, dass daran gearbeitet wird bzw. werden soll und wir uns um ihren Erhalt bemühen
wollen! Der Friedensplatz eignet sich insofern gut für das Thema, weil auch ihm im Alltag nicht
besonders viel Beachtung geschenkt wird: Die Menschen nutzen ihn als praktische Transitzone,
um schnell zu ihrem Ziel zu gelangen. Jeder Dortmunder kennt diesen Ort, hält sich aber außerhalb
von Veranstaltungen nicht länger dort auf. Eine Baustelle mitten auf dem Platz könnte ihm und der
Friedenssäule neue Aufmerksamkeit verschaffen.
Als typisches Baustellenelement soll auch ein informatives Schild integriert werden. Anstelle von
Informationen zum entstehenden Bau werden dem Betrachter hier Fakten, Statistiken und eine
Visualisierungen rund um den Friedenserhalt präsentiert. So beispielsweise wie viel uns der Frieden
überhaupt kostet. Auch dieses Detail soll erst auf den zweiten Blick als künstlerisches Element
auffallen. Das veränderte Bauschild soll vor allem das Interesse der Passanten wecken.
Das dritte Element der Baustelle wird aus einer Dixi-Toilette bestehen, die neben der Baustelle stehen
wird. Hier gehen die fleißigen Bauarbeiter ihrer Notdurft nach. Doch wie man bei der stillen Installation
beobachten kann, passiert nicht sonderlich viel beim Frieden. Die „Arbeiter am Frieden“
werden nie bei ihrer Arbeit gesehen. Was sie wirklich tun, bleibt den Gedanken des Besuchers
überlassen. Die in der Installation genannten oder angedeuteten Personen und Organisationen
stehen exemplarisch für die aktuellen politischen Missstände. Durch das verlassene Erscheinungsbild
der Baustelle scheint die Situation aussichtslos. Die vernachlässigte Arbeit soll aufzeigen,
dass die Fokussierung auf den Frieden von allen wichtigen Akteuren der Politik notwendig ist,
um Lösungen für die Probleme zu finden.
Die Installation wird im Zeitraum vom 12.-16.07.2016 auf dem Friedensplatz zu sehen sein. Es soll
eine stille, authentische und temporäre Aktion werden, die für sich steht. Durch die Irritation im
Stadtraum und die Neugierde der Passanten soll die Aufmerksamkeit für die Installation geweckt
und die Wahrnehmung des Themas geschärft werden.
Anja Klusmeier
Simone Obst
Vanessa Inckemann
Karen Dierks
Martina Suchanek
Miriam Evaraers
Julia Sikira
Julian Graf
Jana Neumann
Jennifer Thal
Dozentin:Sabine Hartmannshenn
Fotomontage Miriam Evaraers
Text von Jennifer Thal