Scheitern – als Tabu Begriff geboren – wurde stilisiert als „wiederholbaren, nicht-existenziellen und im Gegenteil sogar als produktiv inszenierten Weg zum Erfolg.“ (Weinelt 2018, 144)
Durch den Zuspruch von Fehlern hat das Scheitern in den letzten Jahren einen positiven Wert erhalten. Dieser Zuspruch findet aber nur dann statt, wenn wir uns daraus eine Lehre ziehen und uns immer im Sinne des Fortschritts verbessern. Was passiert, wenn der Begriff des Scheiterns bleibt und die Bedeutung des totalen Versagens behält ? Wie verhalten wir uns, wenn der Schaden keine neuen Wege bereithält und wir nur die Tragödie betrachten, die unsere mangelnde Steuerbarkeit einher gebracht hat ? Wenn sich der Mensch bewusst ist, dass Positivität und Problembehebung, sogar Verbesserung, nicht die Glückseligkeit ist, die wir in einer Leistungsgesellschaft brauchen, dann wird er sich an dem nicht geglückten Ereignis zufriedenstellen und das Verständnis des Versagens und des Scheiterns als eine Möglichkeit des Möglichen sehen. Als Resultat können wir die Ernsthaftigkeit verlieren und uns wieder beglückwünschen, etwas nicht geschafft zu haben. Im Paradies findet man das Absolute. Im „Paradies Scheitern“, nicht im Glück, sondern im Versagen. Wir befinden uns in einer Endlosschleife der Machtlosigkeit, der Konfrontation, nie besser zu werden. Wir werden keinen Mehrwert aus Fehlern gewinnen. Wir erliegen dem Kreislauf des eigenen Scheiterns.
Der Raum als Paradies
Das Paradies kennen wir als einen Ort der idealen Schönheit, des Friedens und des Glücks. In einigen Religionen wird das Paradies als ein spiritueller Ort beschrieben, der vom menschlichen Verstand nicht vollständig erfasst werden kann. In anderen Fällen wird das Paradies als ein realer physischer Ort auf der Erde oder sogar im Weltraum gesehen. Es wird als ein Ort beschrieben an dem es kein Leid, keine Schmerzen oder keine Sorgen gibt, sondern wo Glückseligkeit, Freude und Frieden herrschen. Es kann auch als der Ort beschrieben werden, an dem Menschen nach ihrem Tod ihre ewige Ruhe finden, als Belohnung für ihre Tugendhaftigkeit und Gottesfürchtigkeit. Es wird als Ort des ewigen Lebens und der Freude angesehen. In der Literatur und in der Kunst wird das Paradies oft als idyllischer Ort dargestellt, an dem die Natur in voller Blüte steht und Menschen in Harmonie und Frieden miteinander leben. In jedem Fall wird das Paradies als ein Ort der Vollkommenheit und des Glücks angesehen, wo alle Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden.
Vollkommenheit ist ein Konzept, das sich auf die höchste oder vollständige Form von etwas bezieht. Es bezieht sich auf einen Zustand, in dem nichts fehlt und nichts hinzugefügt werden muss. „Paradies Scheitern“ ist die Antinomie der Vollkommenheit und bezieht sich vor allem auf die Merkmale des Historischen in seiner Form und Wahrnehmung. Das heilige weiße Licht führt uns zum Ende des Tunnels an den Ort, an dem das Gute steht, das vollkommene Glück. Das Paradies. Das Vollkommene liegt hier nicht im Glück, sondern im Scheitern, wir sind dem totalen Ende ausgesetzt, nie etwas besser zu machen. Auf zynischer und närrischer Art und Weise erleben wir in diesem Raum, im Paradies des Scheiterns, den Ausdruck des gegenteiligen übernatürlichen Weges zum Misserfolg.
Die „Maschinen“ die im Paradies als interaktives Medium eingesetzt werden, sollen den Verlust der Steuerbarkeit verdeutlichen. Sie spiegeln uns was es bedeutet immer aufs Neue zu scheitern. Die Maschinen sind so gebaut worden, dass sie keine Verbesserung herstellen. Die Benutzung der Maschinen blamiert uns, beschämt die Person, welche sie benutzt. Auf der anderen Seite betrachtet das Publikum das Scheitern, ist amüsiert über die Szenerie. Im „Paradies Scheitern“ gibt es drei Maschinen, sie arbeiten mit dem Thema der Notwendigkeit, des Existenziellen. Die Exponate befassen sich genauer gesagt mit Essen, Trinken und der „Schönheit“. Die drei bilden einen Kreislauf des immerwährenden Versagens. Der Begriff „Kreislauf des Scheiterns“ bezieht sich auf eine Situation, in der ein Individuum oder eine Gruppe wiederholt dieselben Fehler oder Probleme erlebt, ohne dass eine Verbesserung eintritt. Es ist eine Spirale des Versagens, in der die Auswirkungen des Scheiterns zu weiteren Fehlern und Problemen führen und diese wiederum zu noch mehr Scheitern führen.
Fotos: Vinzenz Neugebauer und Veit Mette / Seminar: Bachelorprojekt von Zora Mette, Objekt- und Raumdesign / Dozent*innen: Prof. Nora Fuchs und Prof. Ulrike Brückner / Semester: WS22
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