Blickwechsel

Ein Kooperationsprojekt mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte
und der FH Dortmund Fachbereich Design, Prof. Nora Fuchs

Ausstellung 24.09. – 19.10.2014

Ein Gegenüber, eine Ergänzung oder doch ein Spiegelbild?!
Wir laden Euch herzlich zu unserer Ausstellung „Blickwechsel“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund ein.
Euch werden interessante und individuelle Blicke auf vorhandene Ausstellungs­stücke geboten.
Ausstellungszeitraum von 25.09. bis 19.10.2014
Wir freuen uns über viele Blicke.

Zu sehen sind: Arbeiten von: Yanbo Dai / Jannik Göpfert / Emine Güner / Larissa Hielscher / Mengying Hua / Katharina Kluczny / Jessica Kühn / Carolin Rörig / Anna Schütz / Vanessa Simion / Helene und Anna Spät / Xiaoyu Wang / Zhe Wang / Studierende im Studiengang Szenografie und Kommunikation, unter der Leitung von Frau Prof. Nora Fuchs.

Ort: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund Hansastraße 3, 44137 Dortmund

Anna und Helene Spät

„Weben #1“

 

Die Webstuhl-Performance versteht sich als ein Versuch den Blick auf ein Ausstellungsstück in der Dauerausstellung des Museums, und zwar auf den Webstuhl, zu verändern. Ausgangspunkt der Idee ist ein Webstuhl aus dem 17. Jahrhundert in der ersten Etage des Museums für Kunst undKulturgeschichte. Wir möchten einen eigens simpel gebauten Webrahmen mit Sockel (Maße ungefähr 1mx1m) vor diesen Webstuhl platzieren und in der Dauer von zwei bis vier Wochen nahezu täglich daran weben, wobei die Materialien, neben dem Webstuhl, aus Zwirn, aus auf den sogenannten „Schiffchen“ gewickelte Wolle und aus den von uns gesammelten Alltagsgegenständen bestehen. Mit diesem Prozess werden folglich Alltagsgegenstände zu Ausstellungsobjekten, indem sie in einen musealen Kontext gerückt werden und symbolisch an „Kostbarkeit“ zunehmen. Dies spiegelt die Aufgabe des Sammelns und Pflegens der Institution Museum wider.Unsere Performance fungiert demnach nicht als ein Produkt, welches als ein abgeschlossenes Werk in Hinblick auf ein Ausstellungsstück zu deuten und zu analysieren gilt, sondern als ein Werk im Prozess, welches an die Partizipation der Besucher appelliert und täglich neu erfahren werden kann.

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Mengying Hua

Luftschloss

 

Ort: Porzellansammlungen in der 1. Etage des Museums, Abteilung höfische und bürgerliche Kultur vom 16.-18. Jahrhundert
Material: transluzente Folie

Das kostbare Porzellan des 16.-18. Jahrhunderts befand sich zumeist im Schloss. Deshalb soll die Arbeit Luftschloss auf die unzertrennliche Verknüpfung des Porzellans mit der höfischen Kultur hinweisen. Die gläsernen Ausstellungsvitrinen werden deshalb mit einer transparent wirkenden „Zeichnung“ ergänzt. Auf die Vitrinen werden Ansichten eines
Barocktisches aufgebracht, ein Kronleuchter hängt über dem ausgestellten Porzellan, kostbar wirkende Ornamente rahmen die Ausstellungsstücke neu ein.

Ich verwandele den Raum in ein Luftschloss.

Das Museum hat sich entschieden, diese Arbeit auch nach der Ausstellung zu behalten.

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Emine Güner

Etage Minus Eins

Eine Anamorphose

Ausgangspunkt von dieser Installation ist ein Geheimnis: Die versteckt gebliebenen unsichtbaren Schätze des Museums betragen 96 % der gesamten Sammlung. Diese Stücke sind in Lagerräumen untergebracht wegen des Platzmangels. Die Installation Minus 1 schenkt dem Museum zusätzliche Räume für die verborgenen Arbeiten. Sichtbar sind diese Räume nur aus einer Postition auf der dritten Etage. Dort wurde der Aufbau der Installation als filmische Dokumentation während der Ausstellung gezeigt.

 

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Katharina Kluczny

„59,5“

„Jedes Jahr steigt der Fleischkonsum. Mittlerweile verzehrt jeder Deutsche durchschnittlich 59,5 kg Fleisch pro Jahr; jeder weiß, dass zu viel Fleisch ungesund für Mensch und Tier ist und trotzdem wird es ignoriert und das Problem verschleiert.“

Quelle www.bund.net/fleischatlas.

 

Material : Gips / Acryl / Mixed Media 75 x 75 x 120 cm

Die Skulptur führt jedem Besucher die Masse des Fleisches vor, die der Durchschnittsdeutsche im Jahr verzehrt.

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Vanessa Simion

Ein unbekannter Freund

 

 

Die Kugelspielerin von Walter Schott wurde 1897 entworfen und aus Porzellan von der Firma Meißen angefertigt. Sie befindet sich im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte auf der 3. Etage im Bereich Angewandte Kunst seit 1900.

Der gleiche Entwurf wurde auch lebensgroß aus Bronze gegossen und befindet sich im Blumengarten am Südende der Königsallee in Düsseldorf (Geschenk von Gustav Herzfeld 1902). Durch einige Besuche im Blumengarten ist mir aufgefallen, dass sich immer ein und der selbe Obdachlose im Bereich um die Kugelspielerin bewegt. Bei Gesprächen über das Projekt wurde er sogar schon als „Freund der Kugelspielerin bezeichnet“. Daher habe ich beschlossen, eine kleine Statue des Obdachlosen aus Ton anzufertigen, und somit ein Denkmal für eine ungewöhnliche Person zu schaffen.  Text von Vanessa Simion.

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Yanbo Dai

Hast Du einen kleinen Penis?

 

Eine Schandmaske wurde in der Vergangenheit zur Kennzeichnung einer Person verwendet. So wurde ein Verbrecher öffentlich sichtbar gemacht und damit gedemütigt und gestraft. Die Maske wurde zum Symbol und Zeichen der Schande. Sie war meist aus Metall gefertigt, schwer und sie verunglimpfte die sie tragende Person. Der so gezeichnete Träger der Maske empfand nicht nur körperliches Unwohlsein, sondern auch geistiges Schamgefühl. Ausgehend von den im Museum ausgestellten Schandmasken habe ich eine interaktive Arbeit entwickelt.
Ich habe andere Menschen interviewt und sie gebeten, mir zu erzählen, was sie für beschämend halten, wofür man sich heute schämt. Oder wie sie andere beschämt haben. Die persönliche peinliche Erfahrung von Scham wird seltener beschrieben als Situationen, in denen dritte gedemütigt werden. Dies wird dann allerdings sehr konkret und genau analysiert, mit Schadenfreude über das Missgeschick anderer erzählt. Die Schadenfreude soll in meiner Arbeit als Mittel eingesetzt werden.
Drei Masken werden auf Garderobenständern in die Ecke gestellt. Eine Ecke bietet Sicherheit, diente aber auch als Ort der Bestrafung. Die räumliche Platzierung der Arbeit unterstreicht die Idee ein Kind zu sein, einer Bestrafung ausgesetzt sein zu können, wehrlos gedemütigt zu werden. Es gibt eine Maske für Kinder, eine Maske für Männer und eine für Frauen. Wer sich die Maske aufsetzt, wird Fragen hören. Die Frau hört andere Fragen als der Mann. Die Texte sind entstanden aus den aufgenommenen Interviews und neu nachgesprochen worden.

Materialien: Moosgummi genäht.
Anbringung: Die Masken sind jeweils auf einem Hutständer / Garderobenständer aufgebracht.
Soundinstallation. Die Arbeit ist interaktiv, die Besucher werden aufgefordert, die Arbeit zu benutzen.

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Carolin Roerig

Generation Selfie

 

Ausgangspunkt für die Arbeit ist eine Vitrine des Museums bestückt mit Fotografien, Andenken und Erinnerungstücken des 19. Jahrhunderts. Das Verständnis von Bildern und Dekorationen hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Fotografie einen anderen Stellenwert als heute. Fotos wurden in entsprechenden Studios gemacht, kaum jemand besaß einen privaten Fotoapparat. Jede Fotografie, jedes Motiv wurde mühevoll inszeniert. Die entstandenen Bilder hatten überall einen Ehrenplatz.

In der heutigen Digitalkamera- und Smartphonewelt ist es kein Problem überall, in jeder Situation und Lage ein Foto zu „schießen“ – die Bezeichnung ´knipsen´ ist auch überholt. In wenigen Sekunden kann jedes Bild um die Welt geschickt werden. Via Facebook, Twitter, Instagram..

Gesammelte Digitalfotos von Freunden, Familie sind in einer Vitrine inszeniert. Ein Vergleich des Inhaltes beider Vitrinen zeigt den Kontrast zwischen alten und neuen Werten.

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Jannik Göpfert

„Platzhalter“

 

Der „Platzhalter“ steht für alle Bilder/Gemälde ein, die es aus Platzmangel nicht in die Dauerausstellung geschafft haben. Jene Gemälde des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund werden gezeigt, welche nicht in der Dauerausstellung zu sehen sind. Die nicht sichtbaren Werke werden sichtbar, indem der genannte „Platzhalter“ ihnen einen Platz bietet, um wahrgenommen zu werden.

All in One PC , goldener Rahmen.

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Anna Schütz

(Un)sichtbar

 

Spuren umgeben uns permanent, egal wo wir uns aufhalten. Menschen, Tiere, das Wetter, sie alle hinterlassen Spuren ihres Daseins. Was bleibt, ist ein Geheimnis. Etwas geschah einmal zuvor.Archäologen gehen diesen Geheimissen mit Hilfe von Ausgrabungen nach und versuchen diese
Geheimnisse zu rekonstruieren. Eine solche Ausgrabungssituation zeigt uns das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund, Überreste der Frühzeit werden in Vitrinen ausgestellt. Gerne möchte ich mich dem Thema der Spuren und der Geheimnisse der Geschichte anschließen: ich möchte in meiner Rauminstallation eine Fährte aus Spuren für den Museumsbesucher auslegen, damit dieser sie verfolgen und die Geschichte
rekonstruieren kann. Er wird so aktiv in diese „Spurensuche“ einbezogen.

Ich machte mich auf die Suche nach einsamen verlassenen Orten. Dazu gehörten Ställe, leer stehende Fabrikhallen, Bahnhöfe, Wälder, Strände… Hier hinterlege ich für einen definierten Zeitraum von vier Wochen ein Stück Stoff. Über diesen Zeitraum konnte der verlassene Ort auf diesen Stoff „abfärben“, seine Spuren darauf hinterlassen. Es veränderten sich der Geruch, die Farbe, es gab auch Beschädigungen am Stoff. Der Ort plus Stoff wurde fotografiert. Dieses dient später als Basis für das Buch, was neben der Rauminstallation ausliegen wird.Die Stoffe werden zur Rauminstallation zwischen den Vitrinen mit den ältesten Ausstellungsstücken des Museums.Die Rauminstallation selbst ist für den Museumsbesucher begehbar und erlebbar.

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